Sardinien – Tagesausflug von Muravera in die Gerrei
Wer von den Ortschaften am Meer nahe Muravera und Costa Rei eine Tagestour ins Hinterland machen möchte, auf den wartet die dünn besiedelte, geschichtsträchtige Berglandschaft Gerrei:
Besonders im Frühjahr, wenn die Macchia duftet und blüht, lohnt sich ein Ausflug hierher. Von Muravera führt eine gut ausgebaute Straße 30 km hinauf durch das bewaldete, einsame Flumendosatal in die Bergdörfer der Gerrei, deren Einwohner noch heute vorwiegend von Ziegenhaltung leben. Touristen verirren sich nur selten hierher – auch deshalb, weil es kaum Restaurants und Unterkünfte gibt. Das Bergdorf Armungia bietet einen Nuraghe, der pittoresk im Dorf steht und nachts beleuchtet ist. Etwas weiter dem Flumendosatal folgend, in einer für sardische Verhältnisse grünen Talsenke liegt das kleine Dorf Ballao, welches der Flumendosa in einer großen, sanften Kurve umfließt. Im 700-Seelen-Dorf Ballao warten drei Bars: die kleine Bar „Stella Blu“ im Zentrum hat besonders guten Kaffee und einheimisches Flair, aber auch die beiden anderen Bars laden dazu ein, ein eisgekühltes Birra Ichnusa unter Einheimischen zu genießen. Ein schmuckloses Betonbachbett ohne Wasser zerschneidet das Dorf in eine ältere und eine neuere Hälfte. Der meist kein Wasser führende „Bach“ heißt „Rio Ventinove“ (Bach 29) – nicht, weil es noch 28 andere gäbe, sondern weil der Bach 28 kleine Wehre hat. Der Eindruck, das Betonbett wäre sinnlos, täuscht jedoch: im Winter bewahrt es Häuser, Einwohner und Haustiere vor dem nach Regenfällen reißenden Wasser.
Von Ballao führt ein Spaziergang 2 km hinauf zum einsam gelegenen, byzantinischen Kirchlein Santa Gruxi (meist verschlossen). Hinter Ballao erhebt sich eine Hochebene als beeindruckende Kulisse für den Ort. Wer hinauf fährt, wird mit tollen Ausblicken auf die bewaldeten Hügel und das Tal belohnt. Wanderungen und Spaziergänge bieten sich an, jedoch gibt es keine markierten Wege. Im Sommer ist es in der Gerrei und besonders auf der Hochebene noch heißer als am Meer, weshalb dann Wanderungen in der Hochebene, vor allem alleine, nicht zu empfehlen sind. Beeindruckend sind auch die archäologischen Stätten der Gerrei: an der Straße nach Goni, 3 km nördlich von Ballao liegt die „Funtana Coberta“, ein überdachtes Brunnenheiligtum, das auf 1200-850 v. Chr. datiert wird.
bei Ballao
Folgt man der Straße weitere 12 km bis Goni, wartet auf der windigen Hochebene „Pranu Muttedu“ (Ebene der Myrten) ein stimmungsvoller archäologischer Park auf Besichtigung. Inmitten von mediterranen Korkeichen stehen etwa 60 Menhire, vorwiegend aus der Ozieri-Zeit (3200-2800 v. Chr.), Gräber und eine zweikammrige Grabhöhle mit Wächtermenhir. Eine Reihe von 20 Menhiren steht linear in Ost-West-Richtung, was zur Tag- und Nachtgleiche sichtbar wird.
Auf der Fahrt von Ballao zurück ans Meer liegt rechterhand das hochgelegene Dorf Villasalto. Dort lässt sich eine Pizza al taglio zum Mitnehmen auf dem Dorfplatz genießen und bei einem Birra Ichnusa den Tag Revue passieren – je nach Uhrzeit gibt’s den Sonnenuntergang mit Blick auf die Berge und Täler der Gerrei gratis dazu. Zahlreiche Restaurants gibt es in Richtung Meer, in San Vito und Muravera. Unsere Empfehlung, beide in Muravera: das „Su Nuraxi“ an der Hauptstraße und das „Domus Incantada“.